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Kurzgeschichte "Blinde Wut"
Wieder zu spät. Jek wird mich umbringen.
Rass Ordo war nur wenige Schritte vom Eingang des "Deckungsfeuer" entfernt, der Bar, in der er und sein Bruder Jekiah jahrelang ein- und ausgegangen waren. Wenn Jekiah nicht unterwegs war, bestand eine gute Chance, ihn hier jeden Tag zur mehr oder weniger selben Zeit anzutreffen, wenn er in Gesellschaft mehr oder weniger ähnlicher Gäste das mehr oder weniger selbe Essen vertilgte. Das Deckungsfeuer war die inoffizielle Cantina der Krieger. Blaster- und Messerhelden mit jeder Menge Kredits. Die zerschlissenen Plakaten hatten ebenso wie das im Wind baumelnde Schild und die schwere Holztür den rostigen Farbton getrockneten Blutes ... das Ergebnis der Wüstenwinde, die über die roten Sanddünen fegen, von denen die Siedlung umgeben ist. Rass war nicht auf Geonosis geboren, hatte aber lange genug auf dem Planeten gelebt, um seine feurigen Sonnenuntergänge und vielen Monde zu vermissen, wenn ihn die Arbeit in die Ferne führte.
Er zog an dem rotgefärbten Messinggriff. Selbst die schwere Eichentür konnte das laute Getöse auf der anderen Seite nicht dämpfen. Als er sie mit einem quietschenden Geräusch aufstieß, wurde er vom würzigen Geruch gekochter Speisen, dem Duft von bitterem Bier und dem ausgelassenen Johlen von Soldaten empfangen.
Er trat ein und versuchte, sich im schummrigen Licht zu orientieren. Die anwesenden Gäste begrüßten ihn lauthals. Rass winkte mit einem breiten Grinsen zurück. In Erwartung einer verdienten Standpauke seines älteren Bruders bahnte er sich nickend und grüßend einen Weg durch die Tischreihen, klopfte auf die ein oder andere Schulter und erreichte schließlich die vertraute Ecke der Bar. Jekiah starrte mit grimmiger Konzentration auf sein persönliches Datenpad. Er sah müde aus. Rass spürte ein Stechen in seiner Brust. Für Jekiah hatte sich einiges verändert. Als Opfer seiner eigenen Kompetenz und Halsstarrigkeit im Angesicht unüberwindbarer Schwierigkeiten konnte Jekiah seine Führungsqualitäten nicht lange verbergen. Shae Vizla, die Anführerin der Mandalorianer, hatte Jekiah zum Gebieter befördert, während sie selbst Jagd auf einen gefährlichen Rivalen machte. Seitdem war sein Bruder in allen Belangen der Mandalorianer ihre Stimme. Eine große Ehre, oder wie Jekiah hinzufügen würde: "Total für den shebs."
Jekiah blieb auf Geonosis, um das Tagesgeschäft zu leiten, da er es vorzog, möglichst weit vom Machtzentrum der Mand'alor entfernt zu sein, um den Leuten zu zeigen, dass er nicht Shae Vizla war und keinerlei Interesse an ihrem Titel hegte. Rass hielt das nicht für nötig, aber Jekiah war ein loyaler Soldat und würde zum Wohl der Sache sogar die ein oder andere Verletzung in Kauf nehmen. Er war zwar längst kein gewöhnlicher Soldat mehr, aber in dieser schäbigen Cantina auf diesem staubigen Planeten machten ihm die Gäste das größtmögliche Kompliment, indem sie seinen neuen Status zwar misstrauisch beäugten, ihn aber weiterhin als einen der ihren betrachteten.
"Kein Vortrag?", fragte Rass über den Lärm hinweg, während er sich setzte. Und mit einem Blick auf das Datenpad: "Schlechte Neuigkeiten?" Er bestellte beim Barmann mit einem Blick zwei Drinks.
"Wieder einer tot. Der dritte in dieser Woche", sagte Jekiah.
Mandalorianer waren mit der Welt nur selten im Reinen, und das war heute nicht anders. Jekiah ließ sein Datenpad sinken und kratzte sich an seinem Bart, der mittlerweile mehr grau als braun war. Mandalorianer kämpften. Das war ihre Art zu leben, und Rass war stolz darauf. "Du schärfst keine Klinge, die du nicht benutzen willst", hatte sein Bruder immer gesagt. Der Barmann stellte ihnen wortlos die Drinks auf den Tisch. Rass schob einen davon zu seinem Bruder.
"Was ist los?"
"Schon wieder ein Angriff auf Clan Shale. Der Bursche hatte gerade sein Training abgeschlossen." Jekiah reichte Rass das Datenpad. Er brachte es nicht über sich, die Leiche erneut zu betrachten.
"Nerak?" Rass musste nicht fragen. Clan Nerak war nicht zimperlich, wenn es darum ging, seinen Standpunkt mit Blut zu untermauern. Rass betrachtete den Bildschirm. Das war eindeutig ihre Handschrift.
"Vermutlich. Sie wissen nicht, wann es reicht."
"Was für eine verdammte Verschwendung." Jekiah nahm einen Schluck, um seinen Missmut hinunterzuspülen.
Clan Nerak war recht jung für mandalorianische Verhältnisse ... effektiv, aber unscheinbar und immer noch auf der Suche nach seiner Identität. Als sein Anführer einen impulsiven Emporkömmling namens Ballag verspottete und dafür auf der Stelle getötet wurde, sprachen die einen von einer angemessenen Herausforderung, die anderen aber von kaltblütigem Mord. Ballag wurde zwar das Oberhaupt des Clans, aber sein Ansehen war befleckt.. Er hatte ein Problem damit, schwach zu erscheinen.
Also begann er damit, Blut zu vergießen, um seine Stärke unter Beweis zu stellen. Seinen jüngsten Streit brach er mit Clan Shale vom Zaun. Einem alten und angesehenen Clan, dessen Ruhm durch zahllose Trophäen belegt war.
Der Tote auf dem Bildschirm hatte einen besseren Tod durch einen besseren Feind verdient.
"Was hattest du mit Ballag am Ruder erwartet?", fragte Rass. "Wenn er so weitermacht, wird er Nerak zugrunde richten." Rass schnaubte verächtlich. Er mochte Ballag nicht. Er war zu stur, um zu führen, und zu dumm, das zu erkennen.
"Ich habe mit Arla Shale gesprochen", sagte Jekiah. "Habe beim Angriff auf Darvannis mit ihr gekämpft. Sie ist solide, lässt aber nicht zu, dass ihre Leute so behandelt werden. Bis die Sache ausgestanden ist, wird es noch haufenweise Tote geben. Solange die Mand'alor weg ist, müssen wir zusammenhalten."
"Was hast du vor?"
"Ich werde alle zusammenrufen. Es wird Zeit, zu reden."
"Ein Duell?", fragte Arla. Auf ihrem mit Narben übersäten Gesicht zeigte sich keine Regung. Dann nickte sie Jekiah ohne einen weiteren Gedanken zu. "Wie es der Gebieter wünscht." In ihren Augen war keine Spur von Furcht zu sehen, nur eherne Sicherheit.
Ballag zögerte. Er war einen Kopf größer als alle anderen. Seine gelben Augen zuckten, als er sich von Jekiah abwandte und Arla einen unsicheren Blick zuwarf. Arla war erfahren und vermutlich weder schneller, noch stärker, aber Ballag hätte blind sein müssen, um sie als leichtes Ziel zu erachten. In der entstandenen Pause zog Arla eine Augenbraue nach oben.
"Einverstanden", sagte er schließlich und ließ die Luft aus seinen Lungen entweichen. Rass verspürte den Drang, die Augen zu verdrehen, beherrschte sich aber. Die Angelegenheit würde beendet werden. Vielleicht. Rass vertraute Jekiah, war sich aber nicht sicher, ob sein Plan aufgehen würde. Zu viel war passiert, und die Wunden waren zu tief.
"Gut", sagte Jekiah und nickte. "Aber bevor ich es offiziell mache, habe ich noch eine Bedingung." Seine Augen glichen zwei Obsidiansplittern. "Im Falle einer Niederlage", begann er langsam, ohne die beiden Anführer aus den Augen zu lassen, "werdet Ihr und Euer Clan ausgelöscht. Ausnahmslos. Ohne Pardon."
"Was?!", entfuhr es Ballag und Rass gleichzeitig. Rass trat vor und fragte Jekiah mit ungläubiger Stimme:
"Jek...?"
Jekiahs Blick brachte Rass zum Schweigen. Das war nicht sein Bruder. Nicht der freundliche Zeitgenosse, mit dem er sich so oft auf dem Trainingsplatz gemessen und mit dem er einen hinter dem Marktplatz abgestellten Speeder gestohlen hatte. Das war der Gebieter der Mandalorianer. Sein Wort war Gesetz.
"Ihr könnt wegen dieser Sache doch nicht einen ganzen Clan auslöschen!", keuchte Ballag. Sein Protest war völlig berechtigt, in diesem Moment aber nur ein schwaches Aufbegehren.
"Stimmt diesem Duell zu oder beendet Euren Streit", sagte Jekiah.
"Ich stimme zu", erklärte Arla. Sie blieb weiterhin passiv, aber da war dieser Ausdruck in ihrem Gesicht. Eine Mischung aus Vorsicht und etwas anderem ... Belustigung? Irgendetwas passierte zwischen ihr und Jekiah, aber Rass konnte nicht sagen, was es war.
Ihr Gesichtsausdruck brachte Ballag in Rage. Auf seinem Gesicht bildeten sich rote Flecken. Wie gerne hätte er sie mit seinen Blicken getötet.
"Und?" Jekiahs Gesicht war eine eiserne Maske.
Der junge Mann ballte mit einem spöttischen Lächeln die Fäuste. "Haar’chak!", fluchte er. "Einverstanden!" Dann wirbelte er herum und stürmte aus dem Raum. Arla nickte Jekiah zu und folgte ihm. Dröhnend fiel die Tür hinter den beiden Kontrahenten ins Schloss.
"Das wird den Clans nicht gefallen. Kein bisschen. Was hast du getan?"
Jekiah blickte Rass entschlossen in die Augen. "Eine Entscheidung getroffen."
Die Arena. So weit von den prächtigen Hallen Alderaans und dem trüben Licht auf Nar Shadda entfernt, wie man sich nur vorstellen kann. Nur wenige ablenkende Dekorationen zierten den kalten Stein. Die Arena war kein Ort der Unterhaltung wie die stinkenden Todesgruben der Hutten. Sie war ein Ort, an dem Krieger Streitigkeiten beilegten.
Der Boden der Arena war eine Kombination aus verkrustetem Dreck, rotem Sand und scharfkantigem Kies, der einem Kämpfer, der den Fokus verlor, die Haut abschabte und das Gleichgewicht raubte. Ein guter Ort, um zu kämpfen. Und ein angemessener Ort, um zu sterben. Nach Jahrhunderten des Kampfes nahmen die grauen Mauern den Lärm der Schlacht stoisch zur Kenntnis. Es gab weder Sitzplätze für Schaulustige, noch irgendeinen Komfort, der dafür sorgte, dass man sich an diesem Ort behaglich fühlte. Wenn andere kämpften, stand man. Die Anwesenden brüllten und klopften sich mit ihren Waffen gegen die Rüstung, während sie in diesem chaotischen Tagtraum auf den Beginn des Duells warteten.
Dann ertönte ein Hornsignal. Ein aus den Knochen einer uralten Bestie geschnitztes Instrument verkündete den Beginn eines Ehrenkampfes. Die Menge antwortete mit dröhnendem Geheul. Jekiah Ordo, der Gebieter der Mandalorianer, trat an den äußeren Rand der Arena. Hinter ihm schimmerte die Schildmauer, die verhindern sollte, dass Zuschauer verletzt oder zum Eingreifen verleitet wurden. In der Arena war jedes Urteil endgültig.
Jekiah setzte sich in Bewegung. Mit jedem Schritt wurde das Geschrei der Menge leiser. Als er in der Mitte der Arena angelangt war, ließ er seinen Blick über die Zuschauer schweifen. Kein Laut war mehr zu hören. Sie sind nicht einverstanden, dachte sich Rass, der das Geschehen von einem der oberen Ränge verfolgte. Mehr als das. Sie waren wütend. Natürlich hatte es sich herumgesprochen, dass noch mehr Blut vergossen würde, sobald der Gewinner dieses Duells feststand. Seit Mand'alor der Gerechtfertigte vor einer Generation das Ende von Clan Cadera befohlen hatte, weil dieser seinem Ruf nicht gefolgt war, hatte es keine derart unerbittliche Maßnahme mehr gegeben. Rass hatte in den letzten Tagen viele Male mit seinem Bruder gesprochen, aber Jekiah hatte nicht nachgegeben. Die Anführer dieser beiden Clans würden kämpfen. Danach würde der Sieger seines Weges ziehen und der Verlierer mit allen seinen Anhängern sterben. Jekiah stand unbewegt im Zentrum. Er nickte.
Ballag von Clan Nerak und Arla Shale von Clan Shale betraten die Arena auf entgegengesetzten Seiten. Ballag trug Trophäen an seinem Gürtel. Häute, Felle und Knochen der Monster, denen er sich bereits gestellt hatte. An seinem Handgelenk war eine mit Klingen versehene Tartsche befestigt, auf seiner Schulter ruhte eine Streukanone. Er nickte der Menge zu und hob die Arme zu einer verfrühten Siegesgeste. Arla trug – von der abgenutzten Lackierung ihrer Rüstung abgesehen – keinerlei Verzierungen. In ihrer Hand hielt sie ein langes Gewehr mit einem Bajonett. Sie ließ ihren Gegner nicht eine Sekunde aus den Augen.
Aus den Reihen der Zuschauer erklang das Scheppern von Metall. Das Geräusch wurde lauter und lauter, als alle Umstehenden Ihre Waffen oder Schilde aneinanderschlugen. Sie würden die Kämpfer ehren, wenn schon nicht den Mann, der sie zu diesem Duell gezwungen hatte.
Mandalorianer der beteiligten Clans standen auf gegenüberliegenden Seiten. Es ging um weit mehr, als diesen einen Kampf. Rass fiel auf, dass einige Mitglieder von Clan Nerak fehlten. Vielleicht hatten sie aus Mangel an Vertrauen in ihren Anführer die Flucht ergriffen. Feiglinge. Entweder unterstützten sie ihren Anführer oder sie wählten einfach einen neuen.
Jekiah hob seine flache Hand. Der chaotische Lärm verstummte. Dann schoss eine blaue Flamme aus seinem Jetpack und er flog mit immer noch offener Hand hoch in den Himmel. Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Er sah zu Ballag, der nickte, sich auf die Brust klopfte und einen Kampfschrei ausstieß. Dann wandte er seinen Blick Arla zu, die ihr Gewehr entsicherte und ebenfalls nickte. Jekiah schloss seine Faust.
Ballag zündete seinen Jetpack und stürzte sich auf Arla. Diese wich zur Seite aus, aber er traf sie mit seiner Tartsche derart hart an Helm und Brustplatte, dass sie zu Boden ging. Ein winziger Tropfen Blut versickerte im roten Sand. Die Menge jubelte. Erster Treffer. Das war Absicht, dachte Rass. Sein Leben – sein ganzer Clan – stand auf Messers Schneide und er spielte mit den Zuschauern? Ballag hatte erneut die Hände gehoben, während sich Arla mühsam aufrappelte. Der Angriff hatte mehr Schaden verursacht, als es schien. Auf ihr Gewehr gestützt, richtete sich Arla langsam wieder auf. Ballag griff an. Dieses Mal schleuderte er sie zurück und hätte sie beinahe erneut zu Fall gebracht. Er landete und legte mit seiner Streukanone auf Arla an, die sie allerdings mit ihrem Gewehr zur Seite schlug, ehe sich der ohrenbetäubende Schuss der Waffe löste. Arla ließ ihre Waffe kreisen und schlug den Kolben des Gewehrs mit voller Wucht gegen Ballags Helm. Dann stieß sie mit ihrem Bajonett zu, aber Ballag duckte sich unter dem Angriff weg. Er ließ seine Streukanone fallen, zog ein langes, gezahntes Messer aus einem Halfter an seinem Bein und tänzelte wie eine Schlange hin und her.
Ballag war ein unübertroffener Nahkämpfer, der sich auf seine Stärke und Schnelligkeit verließ. Er drängte mit wilden Hieben und kurzen Stößen nach vorne. Arla konnte seine Angriffe nur mit Mühe abwehren und benutzt ihre langes Gewehr dabei wie einen Stab. Der Klang von aufeinandertreffendem Metall war das Einzige, was den Lärm des Publikums übertöne. Arla kämpfte defensiv, vergeudete keine Energie und bewegte sich keinen Deut mehr als nötig. Sie zermürbte Ballag, aber mit ihrer dosierten Verteidigung würde sie diesen Kampf nicht gewinnen.
Wieder eine Parade. Ballag trat fluchend einen Schritt zurück und ließ den Dolch in seiner Hand kreisen. Arla verteidigte sich mit ihrem Gewehr. Sie hatte bereits ein halbes Dutzend Schnitte an den Armen und am Oberkörper und geriet langsam ins Wanken. Mit einem Schrei ließ Ballag erneut seinen Dolch wirbeln. Dann zündete er in letzter Sekunde seinen Jetpack und versetzte Arla stattdessen einen Schlag mit seiner Tartsche. Blut spritzte und Arla sank zu Boden, eine Hand an ihrem Nacken, die andere an ihrem Gewehr, um sich abzustützen. Die Zuschauer drängten nach vorne und pressten sich an den Schild. Ein tiefer rhythmischer Gesang setzte ein, als Ballag siegessicher nach oben flog. Arla klammerte sich an ihrem Gewehr fest und versuchte, sich aufzurichten, aber es gelang ihr nicht. Mit pochendem Herzen blickte Rass zu seinem Bruder. Jekiah beobachtete das Geschehen, die Faust noch immer geschlossen.
Ballag drehte den Dolch in seiner Hand, um Arla den Todesstoß zu versetzen. Mit aufheulendem Jetpack und gezogener Waffe stieß er auf seine Gegnerin herab.
Als er nur noch eine Armlänge von Arla entfernt war, riss diese ihre Gewehr nach oben und bohrte Ballag das Bajonett so tief in die Brust, dass es aus seiner Schulter wieder austrat. Ballag schrie auf. Blut sprudelte aus seinem Mund. Der Treffer war nicht tödlich, aber mehr ausreichend, um diesen Kampf zu beenden. Arla hob Ballags Dolch auf, als ihm dieser aus den kraftlosen Fingern glitt. Schockiert öffnete und schloss Ballag einige Male den Mund. Arla stand nun aufrecht und ohne einen Hauch von Schwäche vor ihm. Ihre Wunden bluteten zwar, waren allerdings weit harmloser, als es den Anschein hatte. Ballag griff nach ihrem Gewehr, aber seine Stärke war verflogen.
Arla reckte Ballags Dolch hoch in die Luft und drehte ihn um. Die Menge verstummte. Sie ließ ihren Blick einige Herzschläge lang über ihren Clan schweifen. Sie nickte und wandte sich dann Clan Nerak zu, der schweigend in der Arena saß. Einige waren entsetzt, andere wütend, und wieder andere hatten ihr Schicksal akzeptiert und warteten ab. Sie führte den Dolch an Ballags Kehle. Seine gezahnte Klinge lag nun auf seiner entblößten Haut. Er wich zurück. In seinen Augen spiegelten sich Hass und Furcht. Jekiah flog näher heran, sagte aber nichts.
"Ein Unentschieden", sagte Arla leise.
Jekiah landete neben ihr. Die Zuschauer, die Arlas Worte gehört hatten, begannen zu murmeln. "Ein Unentschieden, Gebieter", wiederholte sie diesmal etwas lauter.
Das Murmeln aus den Reihen der Zeugen wurde lauter. Jekiah betrachtete sie und den hilflosen Ballag einen Moment lang.
"Wir haben ein Unentschieden!", verkündete Jekiah mit einer Stimme, die in jedem Winkel der Arena zu hören war. Einige Zuschauer begannen zu schreien. Rass konnte nicht sagen, ob sie wütend oder schockiert waren. Vermutlich beides. Jekiah wandte sich Ballag zu, der sehr viel Blut verlor. "Haben wir eine Übereinkunft?"
Ballag fletschte einige Male seine Zähne. Sein Kampfgeist schien ebenso zu schwinden wie das Blut aus seinem Körper. Er nickte.
"Das Duell ist vorbei." Jekiah hob seine Faust und öffnete sie für alle sichtbar.
Arla warf den Dolch weg, ehe sie sich wieder ihrem Clan zuwandte. Das Klappern der Waffen auf Metall war ohrenbetäubend.
Ballag griff mit tauben Fingern nach seinem Dolch. Clan Nerak schwieg.
Keine Plaudereien heute. Diesmal würde Rass pünktlich sein.
Als er um die Ecke bog, stand Jekiah vor der Bar und betrachtete sein Datenpad.
"Jek?"
Sein Bruder hob den Blick. "Rass. Pünktlich. Ha. Muss ich mir Sorgen machen?", sagte Jekiah. Seine Augen strahlten. Ein seltener aber willkommener Anblick.
"Kein Verkehr. Gibt's was Neues?"
"Clan Nerak hat einen neuen Anführer."
"Was du nicht sagst?" Rass musste grinsen. "Und Clan Shale?"
"Ist stark", sagte Jekiah und nickte. "Arla ist eine gute Kriegerin. Du weißt, ich habe seinerzeit mit ihr gekämpft."
"Das hattest du erwähnt, ja." Rass lächelte, ehe er nähertrat und seine Stimme senkte. "Das war verdammt riskant, Jek."
Jekiah nickte, und sein Blick verdunkelte sich. Rass klopfte ihm auf die Schulter. "Lass uns reingehen."
"Rass ..." Jekiah hielt ihn mit der Hand an der Tür auf. "Ich dachte, wir könnten mal diesen anderen Laden ausprobieren. Zur Abwechslung."
"Was? Warum?" Rass zog an der Tür.
"Rass." Seine Stimme war sanft, aber er hielt die Tür geschlossen. "Lassen wir sie einfach in Ruhe essen." Als Jekiah seine Hand von der Tür nahm, wurden beide in roten Staub gehüllt. "Komm schon, Ich bezahle auch."
Die gedämpften Geräusche aus der Cantina waren laut und einladend, aber Rass ließ die Tür los, und die beiden Brüder gingen schweigend die Straße hinauf.