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[Short Story] Aufbruch


Juney

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"Du bist verrückt. Das kannst du nicht machen!" "Geh mir nicht auf den Sender, Galek. Das ist meine Sache!"

 

Entnervt fuhr sie ihr Pad hoch und überprüfte den Stand des Downloads. 67%, es würde noch etwas dauern. Wenn Galek sie nicht seit dem frühen Morgen mit seinem Gejammere belagern würde, wäre zumindest ihr Tank schon fertig.

 

Mit einem Seufzen wandte sie sich wieder dem Gewirr von Pyroleitungen, Kühlschläuchen und Akkumulatoren zu, das vor ihr auf dem behelfsmäßigen Metalltischchen lag und schickte erneut ein Testsignal durch den SOS-Kanal des Sicherheitsprotokolls.

 

Die Konsole in ihrer Hand begann leise und gleichmäßig zu piepen - ein gutes Zeichen. Jetzt musste der Test nur unauffällig durchlaufen und sie könnte endlich...

 

"...aber wir sollen nur feststellen, ob das Ziel hier ist... Ich bitte dich! Lass uns zum Shuttle zurückgehen und nach Hause fliegen, dieser dämliche Droide ist sicher wieder abgeschmiert..."

 

Piep. Piep. Piep.

 

"Ja. Sicher. Aber sie können mich mal, wenn sie denken, dass ich mich noch länger mit Aufklärungsmissionen abspeisen lasse. Das habe ich dir auf dem Flug schon gesagt. Ich werde diesen Job erledigen - mit dir oder ohne dich!"

 

Piep. Piep. Piep...

 

"Komm schon, das ist nicht dein Ernst! Du bist grad mal einen Monat dabei, die zerreißen dich in der Luft!!"

 

Piep. Piep. Piiiieeeeeep - - - *Fuuump*

 

"VERDAMMT! Kannst du nicht EINMAL für FÜNF MINUTEN deine DUMME Klappe halten?! Idiot!"

 

Galek starrte sie beleidigt an, schwieg aber. Sie fluchte noch einmal leise in sich hinein und machte sich daran, die soeben verschmorte Kühldüse zu entfernen.

 

Nach einigen Minuten richtete sie sich auf, schirmte die Augen mit der Hand gegen die Sonne ab und musterte ihn mit verächtlichem Blick. "Ich wusste schon immer, dass du nicht zum Kopfgeldjäger taugst. Bleib doch dein Leben lang der Laufbursche für sie - ich werde das nicht tun." Sie hielt kurz inne, lächelte dann versöhnlich.

 

Galek starrte jetzt auf seine Füße und schmollte.

 

"Hör mal... Ich hab's nicht so gemeint. Du hast wahrscheinlich Recht, das hier ist eine

Nummer zu groß für mich." Er sah überrascht auf. Sie seufzte und meinte

schulterzuckend:

 

"Also von mir aus... Schau nach dem Shuttle. Ich räume hier zusammen."

 

Galek setzte sich in Bewegung Richtung Shuttle, schaute aber immer wieder zweifelnd zurück.

Sie knurrte verächtlich, überprüfte einige Kontakte im Tank, brückte den

durchgeschmorten Düsenkontakt und schlug die Abdeckklappe zu. Es würde so gehen müssen.

 

Sie hatte nicht im Geringsten vor, Galek zu folgen. Ihre Zeit als Handlangerin des Familiensyndikats war vorbei - hier und jetzt. Die letzten drei Jahre hatte sie nichts anderes getan, als ihrem Vater und seinen Brüdern über die Schulter zu schauen und aus dem SubNet sämtliche Daten zu ziehen, die mit ihrer Familienhistorie, der Verbindung zu Hutta und den aktuellen Zielen der SL, der "Sith List" in Verbindung standen.

 

Dank Tray, ihrem Cousin, kannte sie inzwischen fast alle notwendigen Zugangscodes zum Imperialen Militärregister und dessen Subs - es hatte eben auch Vorteile, wenn bei jemandem aus der nahem Verwandschaft eine hohe Machtsensitivität festgestellt wurde.

 

Zugegeben, seit er die Akademie besuchte, war er unerträglich arrogant geworden - doch die richtigen Worte in seinen Ohren hatten ihr stets alle Datencluster geöffnet, die unterhalb des Z8-Codes liefen. Auf höhere Ebenen konnte ein einfacher Sithanwärter natürlich nicht zugreifen, aber es würde nur eine Frage der Zeit sein, bis sie selbst dazu in der Lage sein würde.

 

Sie hatte einige Kontakte ihres Vaters auf Hutta spielen lassen, um eine Startausrüstung zu bekommen - sie fluchte erneut, als sie den Berg an Techkleidung und den veralteten

Blaster betrachtete. Sie hatte all ihre Credits dafür gegeben - und Schrott bekommen.

 

Aber auch dieser Müllhaufen würde seinen Zweck für's Erste erfüllen. Und irgendwann würde sie sich gebührend bei ihrem Kontakt bedanken.

 

Hier war sie also, auf Hutta. Ihr Vater hatte sie geschickt, um einen Suchdroiden abzusetzen und den Standort des nächsten Ziels auf seiner Liste zu bestätigen. Natürlich würde der Droide nicht zurückkommen, sie hatte ihn auf Endlossuche nach allen Primärzielen programmiert.

Das war der Plan gewesen. Sie wollte das Ziel selbst aufspüren - und den Job erledigen. Um endlich ihre Zulassung zu erhalten, als erste Frau seit Bestehen ihrer Familie.

 

Ihr Com piepte. Sie öffnete den Link mit einem raschen Druck auf den Handgelenkssensor ihres Trainingsanzuges. "Galek?" - "Ja. Das Shuttle ist startklar. Komm endlich rüber, ich hab keine Lust, nochmal durch diesen verdammten Staub zu laufen." - "Ist gut. Ich bin gleich da. Ach, und - " Sie brach ab.

 

Jetzt, da es soweit war, fiel es ihr fast schwer, es durchzuziehen. Sie hatte die ganze Zeit irgendwie gehofft, dass er sich ihr anschließen würde. Und doch hatte eine Vorahnung sie dazu gebracht, vorsorglich den Bordcomputer des Shuttles zu manipulieren.

 

Sie grinste kurz. Wie sagte Vater immer? 'Du bist eine hervorragende Hackerin, Kleines. Bleib dabei. Der Rest ist Männersache.'

 

Ja, klar. Das war jetzt vorbei. Das Shuttle würde per Distanzcode starten und Galek direkt heimfliegen. Kurz vor der errechneten Ankunftszeit würde es zwei der sechs

Haupttriebwerke abschalten, was eine automatisierte Notlandung etwa 100 Meilen vor dem Ziel zur Folge haben würde.

Galek würde zwei bis drei Stunden brauchen, um den Fehler zu finden - er war nie so gut in Software- und Techverarbeitung gewesen wie sie.

 

Diese Stunden würden reichen, um ihr den nötigen Vorsprung zu geben.

 

"Hallo? Was, und?" Galek. "Äh! Ja. Ich wollte nur sagen... Lass den Generator langsam warmlaufen, du weißt, er spinnt sonst rum. Und pass auf dich auf."

"Hä? Beim Shuttlewarmlaufen lassen? Du spinnst. Aber gut, ich passe auf." Er lachte und der ComLink wurde getrennt.

 

Sie seufzte. Später würde er verstehen, was sie gemeint hatte.

 

Stück für Stück legte sie die angestaubten Rüstungsteile an - auf einem Schulterpad war ein Holosticker mit einer halbnackten Twi'lek darauf. Schnaubend riss sie ihn herunter.

 

Als der Blaster im Halfter saß, bemühte sie ihr veraltetes Cyberimplantat im rechten Auge, um durch den Staub bis zum Shuttle zu sehen - keine Chance. zu alte Technik. Egal, bald würde sie sich neuere und stärkere Upgrades leisten können.

 

Sie zurrte die Brustriemen des kleinen Tanks fest, schaute in die ungefähre Richtung, in

der das Shuttle stehen musste und seufzte ein letztes Mal. Jetzt bloß nicht melancholisch werden...

 

Sie aktivierte das Pad des neuen Anzuges, zog den Speicherchip ihres alten Pads heraus, das den Download sämtlicher Familiendatenbanken abgeschlossen hatte und schob ihn in den Transferschlitz. Dann tippte sie eine rasche Abfolge von Zeichen in die Armkonsole, kniff kurz die Augen zusammen und aktivierte den Code.

 

Aus einiger Entfernung hörte sie das Dröhnen der Shuttletriebwerke. Es funktionierte. Fast sofort piepte das Com ihres alten Pads. Sie ignorierte es und begann, die integrierte Ortungssoftware hochzufahren und das Notsignal zu schreiben. Es sollte etwas sechs Stunden nach Galeks Ankunft zuhause anfangen zu senden - und zwar von hier aus.

 

Irgendetwas am Piepen des Coms störte sie. Sie schaute auf das Blinken - und erstarrte. Das war kein normaler Call. Das war das Notfallprotokoll von Maleks DataPad!

 

"Was zur Hölle..." Sie aktivierte den Link. "Malek?" "mmMMMMHHPFFF...*chrrk* Mayday.. Mayday.... Der Computer hat das Shuttle gestartet - hörst du mich??"

 

"Ja, verdammt. Wie konnte das passieren? Warum bist du auf Notfrequenz??" Ein ungutes Gefühl beschlich sie. Sie rekapitulierte rasch, wie sie den Bordcomputer umprogrammiert hatte - "Verdammt! Scheiße! Der Computer fährt irgendein Programm hoch, keine Ahnung, was -"

 

"Malek!"

 

Im Hintergrund des ComLinks begannen die Bordsirenen des Shuttles zu heulen. Das war falsch...

 

Sie sollten aus sein, es sollte die Route normal abfliegen, es sollte - "AAAAH!! *chrrk* Mach irgendwas... Ich schalte dir die Controls auf..." *chrrk*

 

Ihr altes Pad summte leise, als Galek die Lizenzcodes umleitete.

Sie sah ein verzerrtes Abbild der Shuttlekontrollkonsole. Ihre Gedanken rasten, während sie die Logs durch ihr Cyberimplantat laufen ließ.

 

Die Sirenen waren nun über das Triebwerksheulen hinaus auch hier zu hören - das Shuttle würde abheben. Aber warum schlug es Alarm? Was hatte sie übersehen?

 

Da. Ein rot blinkender Code, chiffriert mit dem Syncsiegel ihrer Familie. Eine rasche Codeeingabe und sie war drin - und sog scharf die Luft ein.

 

"Unbefugte Programmverletzung. Sicherheitsprotokoll aktiviert. Lizenzcode Alpha für Abbruch eingeben."

 

Blitzschnell begriff sie, was passiert war. Sie stöhnte und griff sich an den Kopf. Verdammt! Alle familieneigenen Schiffe besaßen dieses Protokoll, um Datenentwendung, Virenbefall, Hackversuchen und Entführung vorzubeugen.

 

Das Protokoll war dazu programmiert, das betroffene Schiff zu zerstören... Wie hätte sie ahnen sollen, dass ihr Vater paranoid genug war, auch das gammelige Shuttle ihres Bruders damit zu versehen? Er benutzte es ohnehin kaum...

 

*chrrk* "Ich - was soll ich jetzt tun? Hier blinkt alles... Und die Sirenen - sag was, verdammt!!"

 

"Galek! Ich bin dran -"

 

Ihre Finger rasten über die Kontrollen, gaben jeden Code ein, den sie kannte - zwecklos. Sie wusste es - Lizenzcode Alpha war die oberste Instanz, ein Code, den nur ihr Vater besaß.

 

Sie schluchzte verwzeifelt auf. Malek durfte nicht sterben - "Malek! Mach, dass du da rauskommst!!"

 

*chrrk* "..versuch ich doch...*chrrk* alles verriegelt...*chrrk* der Dreckscomputer will - AAAHHHWW -"

 

Fieberhaft versuchte sie weiter, sich in den Shuttlecomputer zu hacken - bis plötzlich eine Meldung auf dem Pad erschien:

 

"Sicherheitsprotokoll aktiv. Stummer Countdown läuft. Selbstzerstörung in T-20."

 

Nein!

 

19

 

Unmöglich... Sie musste ihn retten...

 

18

 

*chrrk* "...so heiß... überhitzt... Tür versiegelt... Hilf -" *chrrk*

 

14

 

"GALEK! Rede mit mir - verdammt, MALEK!!!"

 

12

 

Sie starrte fassungslos auf die Zahlen.

 

10

 

9

 

8

 

7

 

"Halt! Nein! NICHT!!""

 

5

 

Sie rannte los, ihre Gedanken überschlugen sich.

 

3

 

2

 

*chrrk* "June... Ich..." *chrrk*

 

1

 

"GAALEEEK! NEIIINN!!!"

 

 

Eine ohrenbetäubende Explosion zerriss die staubige Luft in der Einöde. Etwa zwei

Sekunden später traf die Druckwelle sie mit voller Wucht und schleuderte sie mehrere Meter durch die Luft, sie schlug hart auf dem Boden auf und blieb wie betäubt liegen.

 

 

Stille. Nach endlosen Minuten legte sich der Staub etwas, und sie konnte in einiger Entfernung Flammen und schwarzen Qualm ausmachen - die Reste des Shuttles.

 

Die Reste ihres Bruders...

 

Sie stand auf, wie in Trance. Stand da. Fassungslos.

 

Mein Bruder ist tot. Galek ist tot. Und ich habe ihn getötet.

 

 

Sie wusste nicht, ob Minuten oder Stunden vergangen waren, aber irgendwann regte sie sich. Sie spürte Tränen in sich aufsteigen. Er war ihr kleiner Bruder gewesen... Sie hatte ihm früher, als sie noch Kinder waren, versprochen, immer auf ihn aufzupassen... Sie hatte nicht gewollt, dass er... Nein... Malek hätte sicher nach Hause zurückkehren sollen...

 

Stopp.

 

Sie atmete tief durch. Erinnerte sich an die Worte ihres Cousins an der Sith-Akademie... "Lasse dich von deiner Leidenschaft leiten. Kenne keine Furcht - nur die deiner Gegner.

 

Gönne dir selbst keine Gnade, umso gnadenloser wirst du über sie richten..."

 

Ja. Keine Trauer. Galek war tot. Tot, tot, tot. Und sie war schuld. Das ließ sich nicht ändern. Aber sie war noch da. Und hätte ihr Vater nicht - Wut flammte plötzlich in ihr

auf. Ohne die Paranoia ihres Vaters würde Malek noch leben!

 

Ihr Verstand suchte eine Lösung, sich selbst zu entlasten - und fand einen neuen Schuldigen. Ein Ziel.

 

Sie wischte sich den Staub aus dem Gesicht und wandte sich grimmig von den brennenden Trümmern des Shuttles ab. Trauer würde ihn nicht wieder zurückbringen. Nichts würde das - aber sie konnte ihn rächen. Und sie konnte Buße tun.

 

Sie würde sich durch die Ziele ihres Vaters einen Weg bis zu ihm selbst brennen - und er würde erst erfahren, dass sie es war, wenn sie ihn richten würde.

 

Ein irres Laches entrang sich ihrer trockenen Kehle. Ab heute war sie keine Bash'Akk mehr. Der einzige Mensch in ihrer Familie, den sie geliebt hatte, war tot - und der Rest stand ab sofort auf ihrer ganz persönlichen Abschussliste.

 

Ein Blasterschuss pulverisierte das alte DataPad. Der Notrufplan war nun hinfällig. Sie hatte viel zu tun und viel zu lernen. Irgendwann würde das Shuttle gefunden werden. Und

man würde sie ebenfalls für tot halten.

Umso besser. Das verschaffte ihr Zeit. Mit 17 war sie noch nicht volljährig - das würde einen Eintrag im Todesregister verhindern.

 

 

June zog die Nase hoch, wischte etwas Staub von der Implantatslinse und stapfte los, immer dem Peilsignal folgend, dass die Notinsel nahe der nächsten Siedlung standardmäßig sendete.

 

Dort würde ihr neues Leben beginnen.

 

Und eines Tages würde sie Galeks Tod gesühnt haben. Und Frieden finden.

 

Oder den Tod.

Edited by Juney
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  • 2 weeks later...
  • 2 weeks later...
  • 1 month later...
Auch wenns schon eine weile her ist die Geschichte, kann ich mich hier mal noch auch anschliessen, echt schön geschrieben. Wann gibts eine Fortsetzung ? (das geht ja auch für eine kurzgeschichte ; ) )
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  • 5 months later...

Hallöchen - lange her, aber heute gehts mal weiter :-)

 

 

- ACHTUNG - enthält Gefährtenspoiler :-)

 

 

 

DAS TREFFEN

 

Mako seufzte und goss Tee nach. Unbehagliches Schweigen herrschte auf der Brücke der D5-Mantis.

 

Sie hatten 2V-R8 in den Maschinenraum geschickt, wo er sich äußerst argwöhnisch mit den republikanischen Datenbanken beschäftigte, die T7 in den Schiffscomputer transferiert hatte - offiziell als "Gastgeschenk", inoffiziell hatte der Astromech gleichzeitig imperiale Datenbanken heruntergeladen.

 

Nun saßen sie hier - Gault, Blizz, Torian und Kira starrten auf ihre Becher, Doc inspizierte die Stasiskammer im Medraum und Skadge hatte sich schlichtweg geweigert, mit einem Jedi im selben Raum zu sein.

 

Lyora lächelte Mako gezwungen zu, die als einzige versuchte, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Dies war

kein fröhliches Familientreffen - es war eine verzweifelte Zusammenkunft und ohne Makos Notruf wären sie nicht hier.

 

Sie rekapitulierte die Informationen: "Also, damit ich das auch richtig verstehe. June ist jetzt seit zwei Monaten verschwunden, Darth Tormen sitzt dir im Nacken und ich soll dir helfen, sie zu finden... Wie bitte stellst du dir das vor?"

 

Mako zuckte mit den Schultern. "Naja. Du kennst June länger als wir alle. Du warst als einzige dabei, als sie zur Mandalorianerin wurde. Jaja, Torian, ich weiß - aber aus dir kriegt man ja nichts gescheites raus!"

 

Der junge Krieger verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust.

 

Mako ignorierte ihn und fügte hinzu: "Die ersten zwei Wochen sendete June regelmäßig ihr Signal. Dann empfing ich mitten in der Nacht dieses Holo von ihr und seitdem - nichts mehr!

Ich kann sie nicht mehr orten, nichtmal über den imperialen Geheimdienst und auch meine Untergrundkontakte finden sie nicht. Da stimmt was nicht!"

 

Sie deutete auf des Holo über der Hauptkonsole, dass in Endlosschleife eine ziemlich aufgebrachte June in voller Kampfmontur zeigte, die wild gestikulierend etwas schrie.

 

Die Sprachausgabe enthielt derart viele Flüche und derart wenige brauchbare Informationen, dass Lyora Mako nach dem zweiten Durchlauf gebeten hatte, sie stummzuschalten - und nun drehte sich dort die kleine Holo-June und schien alle Anwesenden wütend anzubrüllen.

 

T7 hatte das Holo kopiert und gespeichert, immerhin war es der letzte Anhaltspunkt, den sie hatten.

Lyora verdrehte die Augen und meinte: "Trotzdem... Ich sehe nicht, wie ich hier helfen soll. Du weißt, dass ich den Bash'Akk verpflichtet bin.

 

Du WEISST, dass ihr Vater monatelang Amok lief, weil er dachte, sie sei bei dem Anschlag auf Hutta umgekommen. Er hätte fast die ganzen verdammten Speichellecker UND den fetten Hutten selber umgebracht, wenn ich ihn nicht gebremst hätte!

Und du weißt auch verdammt gut, dass ich mich in Teufels Küche bringe, wenn ich am Rat vorbei einer Imperialen helfe..."

 

Kira räusperte sich überlaut. Sie war von Anfang an gegen das Treffen gewesen und Lyora hatte ziemlich unangenehm werden müssen, um sie davon zu überzeugen, nicht sofort Satele Shan zu kontaktieren. Manchmal wünschte sie wirklich, sie wäre dem Pfad ihrer Stiefschwester gefolgt und nicht zum Orden gegangen...

 

Nichts destotrotz WAR sie ein verdammter Jedi. Und auch, wenn nur ihre Abneigung gegenüber dem Unsinn der Sith-Hirarchie sie zur Republik gebracht hatte und sie sich nicht wirklich verpflichtet fühlte, trug sie doch Verantwortung für ihre Crew.

 

Abgesehen davon wollte sie ihre eigenen Pläne nicht gefährden, und jetzt eine Suche nach June zu starten, würde eine Aufmerksamkeit erzeugen, die sie nicht gebrauchen konnte.

 

Andererseits hatte sie durchaus persönliche Gründe, June zu finden - das Treffen auf Nar Shaddaa war heftig gewesen, für sie beide. Und es hatte viele Fragen offen gelassen.

 

Plötzlich ertönte ein schrilles Fiepen und T7 schoss die Rampe herauf, schlitterte an Skadge vorbei und donnerte auf der Brücke fast vor den Kapitänssessel.

Lyora hob eine Augenbraue, während sie ihm zuhörte. "Er hat WAS?"

 

"FIEEEEP!!! Triller-Triller-Quieeetsch!!!"

 

Skadge lugte nun doch um die Ecke. "Schalte das Ding ab oder ich tue es!", knurrte er.

 

Dann geschah im Bruchteil von Sekunden folgendes: Torian sprang auf und packte Kira, noch bevor diese ihr Lichtschwert ziehen konnte.

 

Mit dem freien Arm griff Kira stattdessen nach Mako und hob sie im Machtgriff mehrere Zoll weit über den Boden;

 

Mako ihrerseits löste sofort über ihren implantiereten ComLink den Schiffsalarm aus;

 

Skadge hielt plötzlich zwei ziemlich fies - und illegal - aussehende Plasmawerfer in den Pranken;

 

T7 fuhr seine Schilde und sein gesamtes Blasterarsenal hoch;

 

Gault hechtete unter die Mittelkonsole und zückte ein Vibromesser;

 

Blizz schien zu verschwimmen, als er in Windeseile hinter T7 glitt und versuchte, dessen Platinenabdeckung zu öffnen.

 

Lyora griff sich an den Kopf. Dann betrachtete die idiotische Pattsituation vor sich und beschloss, dem ein Ende zu setzen.

Sie sprang machtverstärkt hoch und landete mit einer Druckexplosion, die alle Anwesenden quer durch den Raum fegte. Als sie sich wieder aufgerappelt hatten, deaktivierte Mako den Alarm.

 

Alle schauten betroffen drein außer Skadge, der sich grummelnd wieder verzog, T7, der es vorzog, Stand By zu imitieren und Doc, der in diesem Moment hereinschlenderte und in bester Laune fragte, was denn hier los sei und ob er einer der Damen vielleicht den Nacken massieren solle.

 

Bevor Lyora etwas sagen konnte, stolzierte der Schiffsdroide herein, bedachte T7 mit einem finsteren Blick und warf sich vor Mako in Positur:

"Sehr geehrter Übergangscaptain, hiermit melde ich einen Verstoß gegen den Friedensvertrag von Coruscant sowie das Eindringen feindlicher Truppen in unser Schiff.

Ein Notsignal wurde an die Imperiale Flotte gesendet. Ich werde nun aufräumen."

 

Damit drehte er sich um und stolzierte wieder hinaus, gefolgt von den ungläubigen Blicken aller Anwesenden - bis auf T7, der ihm zornig hinterherpfiff.

 

"So", knurrte Lyora zwischen den Zähnen, "ich schätze, dein genialer Schrotthaufen hat unser Treffen soeben beendet."

Mako wedelte verzweifelt mit den Armen. "Aber du bist die einzige, die sie finden kann - schau dir die Idioten hier doch an, außer Schießen und Saufen können sie nichts!"

 

Erneut starrte Torian sie finster an.

 

Lyora wandte sich ab und sendete C2-N2, dass sie bald zurückkommen würden. Sie war wütend, enttäuscht und wollte nur noch weg - sie musste nachdenken.

Es hatte verdammt nochmal Gründe, dass June und sie auf verschiedenen Seiten standen und sie war KEIN verdammtes Kindermädchen!

 

Irgendein Reflex veranlasste sie dazu, sich zu beruhigen. Etwas sanfter sagte sie zu Mako: "Ich verstehe dich ja. Aber - es gibt ein paar Dinge, die June dir offenbar nicht erzählt hat; außerdem wird in etwa einer Stunde eine imperiale Drohne bei euch andocken und das Schiff scannen, wir können nicht hierbleiben.

ich mache dir einen Vorschlag. Wir ziehen jetzt ab, du beruhigst deine Leute -" Skadge schnaubte, "ich denke darüber nach und kontaktiere dich dann über den Syndikatskanal. Mehr kann ich dir nicht anbieten."

 

Mako dachte nach, Lyora konnte sehen, wie es hinter ihren Implantaten arbeitete. Schließlich nickte sie widerwillig.

 

"Also gut, Leute - wir verziehen uns", rief Lyora und ihre kleine Crew sammelte sich an der Luftschleuse. Die Defender sendete Bereitschaft aus dem Hyperraum, ein Lichtblitz draußen signaliserte Näherung und nach dem dumpfen RUMMS! des Andockens verließen sie die Mantis.

 

Zurück im republikanischen Raum saß Lyora in ihrem Sessel und starrte auf das Schiffskartenholo.

 

Sie hatte June so lange nicht gesehen seit ihrer gemeinsamen Kindheit...

Die beiden Mädchen hatten nie viel miteinander zu tun gehabt, bis zu dem Tag, an dem June, die Tochter des Syndikatsbosses, mit gerade 14 Jahren zu ihr, Lyora, dem mirialanischen Flüchtlingskind, dass vom Syndikatspatriarchen an Kindes statt aufgenommen worden war und als Bedienstete im Anwesen arbeitete, kam und ihr mit verweinten Augen ihr Leid klagte, weil sie immer hinter ihren Brüdern zurückstehen musste.

 

Lyora verzog das Gesicht, zückte ihr Lichtschwert und ließ die rote Klinge aufblitzen.

 

Das Summen hatte sie stets beruhigt - heute half es nicht.

 

Zu sehr nagte die Erinnerung an den einzigen Freund an ihr, den sie als Kind jemals gehabt hatte, den einzigen im Bash'Akk-Syndikat, der sie (abgesehen vom Patriarchen) stets wie eine Schwester und nicht wie eine Sklavin behandelt hatte - Galek.

 

Galek, der ihr wie ein Bruder gewesen war. Und den June getötet hatte, wie Lyora seit dem hässlichen Wiedersehen auf Nar Shaddaa wusste...

 

June finden? Ja, vielleicht könnte sie das.

 

Lyora steckte das Lichtschwert entschlossen weg, kontaktierte Mako über den Syndikatskanal und teilte ihr knapp mit, dass sie ihr helfen würde.

Während Mako sich noch überschwänglich bedankte, schloss Lyora den Comkanal und rief das Holo ab, das T7 in den Schiffscomputer geladen hatte.

 

Dort stand June, sie sah älter aus als damals, verhärmter und selbst im Holo meinte Lyora das rote Glimmen in ihren Augen zu erkennen, das charakteristische Zeichen der dunklen Seite.

 

Ihr selbst war dieser Weg nicht fremd - doch June war zuweit gegangen, das ahnte sie.

 

Lyora aktivierte die Tonspur und Junes Holo-Stimme fegte durch den Raum:

 

"...Versager! Steckt euch euren Kodex sonstwohin! Ich BIN Champion der großen verdammten Jagd und kein verdammter Nerf-Treiber, der für euch die Drecksarbeit erledigt!!"

 

Sie schwieg kurz und lauschte offenbar einer Antwort, bevor sie erneut und noch wütender schrie:

 

"DANN MACHT EUREN MANDALORIANISCHEN MIST DOCH ALLEINE,IHR INKOMPETENTEN IDIOTEN! ICH FINDE IHN!! UND DANN WERDE ICH - MAKO, VERDAMMT NOCHMAL, SCHLIESS ENDLICH DIESEN KANAL!!"

 

Das war alles. Lyora schüttelte den Kopf und musste plötzlich grinsen.

 

Arme kleine Mako. Sie hatte keine Ahnung, was sie heraufbeschworen hatte. Lyora würde June suchen - aber nicht, um sie zu retten. Dinge bedurften der Klärung.

 

Und Mord verjährte nicht.

Edited by Juney
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